Mein Bild, Dein Bild, Unser Bild

Die Kindervereinigung Leipzig als Kooperationspartner von Uferlos und Mitglied im Projektbeirat zeigt in ihrem Projekt „Mein Bild, Dein Bild, Unser Bild“ einmal wieder, wie lebendig Jugendbegegnungen sein können und das sie Lust auf Mehr machen. Freuen können wir uns noch auf ein Video zur Begegnung, welches gerade noch im Entstehen ist.

Viel Spaß, aber auch harte Arbeit: eine internationale Jugendbegegnung

„Wir haben tolle neue Leute und ihre Kultur kennengelernt“, heißt das fast einstimmige Fazit der Teilnehmenden nach der deutsch-polnischen Jugendbegegnung Mein Bild, Dein Bild, Unser Bild, die im September 2017 in Naunhof und Leipzig stattfand. Dass dieses Kennenlernen und die Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses harte Arbeit bedeutet, konnte man während der gesamten Begegnung immer wieder beobachten.

„Eine internationale Jugendbegegnung ist eine Begegnung von Jugendlichen aus mindestens zwei Ländern, bei der man aus dem anderen Land die Kultur, Kunst, Städte sieht und auch andere Leute aus diesem Land kennenlernt. So etwas ist toll, weil man die Leute, die in dieser Kultur leben, dann besser versteht“, erklärt Jonathan, 16 Jahre, aus Leipzig. Er war einer von 35 Teilnehmenden bei der deutsch-polnischen Jugendbegegnung Mein Bild, dein Bild, Unser Bild, welche vom 18. bis 22. September 2017 in Naunhof und Leipzig stattfand.

Ähnlich beschreibt es auch Christian Schmidt-Rost, Leiter des Projekts Internationale Jugendbegegnung bei der Kindervereinigung Leipzig. Er war maßgeblich an der Organisation dieser Begegnung beteiligt: Eine internationale Jugendbegegnung erweitere den Horizont und schaffe ein Bewusstsein der Teilnehmenden dafür, dass sie mit der anderen Seite, in dem Fall mit den Teilnehmenden aus dem anderen Land, viel verbinde.

Mein Bild, Dein Bild, Unser Bild vereinte über die Dauer von fünf Tagen etwa fünfunddreißig Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren aus der Helmfoltz-Oberschule in Leipzig und einer Oberschule in Tychy, Polen. Die internationale Jugendbegegnung widmete sich in Workshops der Arbeit mit künstlerischen Formen – Graffiti, Paste-Ups, Pantomime – und mit erlebnispädagogischen Aktivitäten der Auseinandersetzung mit gegenseitigen Stereotypen und Vorurteilen. Die erste Begegnung der beiden Gruppen fand bereits im April 2017 in Istebena in den polnischen Bergen im Dreiländereck Polen/Slowakei/Tschechien statt. Jetzt, bei der Rückbegegnung in Naunhof und Leipzig im September, kannten sich die Teilnehmenden bereits. Bei der Kontaktaufnahme halfen die gemeinsamen Aktivitäten: „Die Kids haben sich gut verstanden und über die Workshops gut zueinander gefunden, auch schon in Polen“, beschreibt Michael Lieberodt, Kunstlehrer der Helmholtz-Oberschule Leipzig und Mitorganisator der Begegnung, den Gruppenprozess.

Doch wie genau findet die Kontaktaufnahme zwischen den Jugendlichen aus Deutschland und aus Polen statt, wenn beide Seiten noch nicht einmal dieselbe Sprache sprechen? Wie kommt das gegenseitige Verständnis auf, wie erweitern sich Horizonte? Bei Mein Bild, Dein Bild, Unser Bild verging wohl kaum eine Stunde, in der man nicht beobachten konnte, wie die Teilnehmenden sich um gegenseitiges Verständnis bemühten.

Stadterkundung: Wenn Nationalität dann doch keine Rolle mehr spielt

Dienstag Vormittag, es ist morgendlich-frisch. Eine Stadtrallye steht auf dem Programm, eine interaktive Stadtführung mit Tablet, bei der die Teilnehmenden Aufgaben ausführen und Fragen beantworten müssen. Die fünfunddreißig Teilnehmenden sollen sich in Kleingruppen aus jeweils fünf bis sechs Teilnehmenden zusammenfinden. „Können wir uns aussuchen, in welchem Team wir sein wollen?“ fragt es auf deutsch und auf polnisch. „Nein“, lautet die Antwort. Die Teams sollen sich mischen. Das sorgt für Unmut: „Wir wollen mit unseren Freunden in eine Gruppe, nicht mit den Polen“. Nichts mit 'andere Leute oder deren Kultur kennenlernen' wollen, „die Polen“ sind noch nicht die „Freunde“. Aber das liegt wohl an der Tageszeit – Dienstag Vormittag halt, die Gesichter sehen mehrheitlich müde aus. Dieser Unmut setzt sich zunächst fort: Die Teams, mit Tablets auf Stadterkundung geschickt, spalten sich: hier die Leipziger, dort die Tychyaner.

Mit den Sonnenstrahlen und den langsam steigenden Temperaturen steigt dann aber doch die Bereitschaft der Jugendlichen, sich einander anzunähern. Die gestellten Aufgaben der Stadtrallye zwingen sie beinahe dazu: „Stellt in dreizehn Bildern das Wort 'INTERNATIONAL' dar und fotografiert diese“, heißt es unter anderem. Den Buchstaben „I“ kann eine Person, gerade stehend, noch allein zeigen, aber bereits bei „N“ wird es komplizierter. Hier ist Teamarbeit gefragt und plötzlich spielt es keine Rolle mehr, aus welchem Land die Fotografierten kommen: Drei Personen stellen sich nebeneinander auf, die äußeren beiden gerade stehend, die mittlere schräg zwischen die beiden gelehnt: ein „N“. Die elf weiteren Buchstaben folgen in ähnlicher Weise.

Und auch die Wissensfragen der Stadtrallye, die für die Jugendlichen nicht immer leicht zu beantworten sind, bringen sie einander näher. „Welche Rolle spielt Mephisto in Goethes Faust?“, heißt es da zum Beispiel. „We haven't read 'Faust' yet in school“, so Maya aus Leipzig. „We also haven't read it“, pflichtet ihr Joanna aus Tychy bei. Die Internetsuchmaschine hilft und bald ist die Antwort doch noch gefunden. Die Mädchen grinsen einander an und die nächste Station der Stadtrallye poppt auf. Nun sind sie vielleicht schon ein bisschen „Freunde“. Sie machen sich auf den Weg zur Hainspitze.

Mit Händen und Füßen

Was für Maya und Joanna beinahe selbstverständlich war – das Ausweichen auf Englisch als gemeinsame Sprache – war auch für Gabi, 14 Jahre, im Rückblick auf die fünf Tage Jugendbegegnung kein Problem: „Mit den polnischen Teilnehmern haben wir auf Englisch Kontakt aufgenommen – die können gut Englisch, wir können gut Englisch, es gab keine Probleme“. Melanie, 14 Jahre, aus Leipzig, hatte einen etwas anderen Eindruck: „Die Kontaktaufnahme zu den polnischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern lief sehr schwierig. Das lag sicher an der Sprache. Wir haben zwar am Anfang ein kleines Wörterbuch mit Sätzen und Wörtern auf Deutsch und auf Polnisch bekommen, aber das haben wir nicht so benutzt. Englisch konnten nicht alle, oder halt nicht so gut“.

Es fiel also nicht allen gleich leicht, die sprachlichen und kulturellen Barrieren zu überwinden – manchen machte die Kommunikation auf der gemeinsamen Sprache Englisch keine Probleme und auch „mit Händen und Füßen“ war okay, andere fühlten sich durch die fehlende gemeinsame Sprache eingeschränkt. Doch nicht nur die Sprache war nicht eine gemeinsame. Bei der Party am letzten Abend gab es zusätzliche kulturelle Hürden: „Es gab eigentlich keine Party – niemand war da. Es gab immer einen Konflikt mit der Musik. Wenn wir Musik angemacht haben, sind die Leute aus Tychy gegangen, weil ihnen die Musik nicht gefallen hat, wenn sie die Musik angemacht haben, sind wir gegangen“, beschreibt Melanie.

Der letzte Tag: „Ich liebe Polnisch“

Es ist Freitag, der letzte Tag der deutsch-polnischen Jugendbegegnung. Mittagspause. Ein Teilnehmer aus Leipzig sitzt mit zwei Teilnehmerinnen aus Tychy am Tisch. Der Leipziger blättert in einem deutsch-polnischen Wörterbuch. „Koscham polski“, liest er vor. Die beiden Mädchen kichern. „Kocham polski“, verbessern sie seine Aussprache. Ich liebe Polnisch.

Zurück

Aktuelles zur internationalen Jugendarbeit

Virtual Reality in der Internationalen Jugendarbeit

Aktuelles

Über den Einsatz der Virtual Reality Technologie in der Internationalen Jugendarbeit. Die IJAB informiert über Kosten, Einsatzmöglichkeiten und Schlussfolgerungen für mögliche Wege in der ... Weiterlesen …

#YOURVOICEYOURFUTURE

Aktuelles

Der Abschlussbericht der digitalen Kampagne #YOURVOICEYOURFUTURE liegt nun vor. Diese Kampagne ist eine Initiative der Afrikanischen Union, der Europäischen Union und von UNICEF. Im Vordergrund ... Weiterlesen …

Ausschreibung und Bewerbung Shimon-Peres-Preis 2021

Aktuelles

Noch bis zum 31. März 2021 können sich Projekte oder Programme bewerben, die sich der zukünftigen Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel und der Überbrückung gesellschaftlicher ... Weiterlesen …

Die European Academy on Youth Work sucht innovative Praktiken

Aktuelles

Die European Academy on Youth Work ist auf der Suche nach innovativen Praktiken in der europäischen Jugendarbeit. Wurden in der Pandemie neue (digitale) Vorgehensweisen getestet oder sogar etabliert, ... Weiterlesen …

Bewerbung bis 4.3.21« Specta‘kulär – Dein Zimmer wird zur Bühne »

Jugendbegegnung

Lust auf eine spannende, virtuelle deutsch-französische Jugendbegegnung mit Kennenlern-Spielen, Improvisation, Tanz sowie gemeinsames Kreieren einer deutsch-französischen und interkulturellen Show? ... Weiterlesen …

Jetzt bewerben: Fachkräftetraining "Rise Quality!"

Aktuelles

Rise Quality! Ist ein Training für Fachkräfte der Jugendarbeit aus Frankreich, Deutschland, Litauen und der Slowakei, die sich an der Entwicklung eines Schulungsprogramms für internationale Jugendgruppenleiter ... Weiterlesen …

Wie unterschiedlich sind Jugendgesetze in Europa?

Aktuelles

Die Online-Plattform „Youth Wiki“ stellt umfangreiches Wissen zu den Jugendpolitiken der europäischen Länder zur Verfügung. Ein neues Papier fasst nun zusammen, in welchen Ländern es ein Jugendgesetz ... Weiterlesen …

Erklärfilm:"Los geht's Internationale Jugendarbeit!" IJA in Sachsen

Medien

Was haben Internationale Jugendbegegnungen mit Spaß, Action und Zukunftschancen zu tun und wie kann man der Neugier auf die Welt und ihrer Menschen gerecht werden? Dies beantwortet unser Erklärfilm ... Weiterlesen …

... in den Körper der Welt! Der Einstich - Ein Experiment.

Aktuelles

Mit dieser Fachtagung starten wir den weltweit ersten Versuch, Eure Lust am Spiel, alle Eure Talente und Kompetenzen in ein einziges großes ... Weiterlesen …

FAQ: Covid-19-Regelungen 2021 - 2022 zur Sicherung und Weiterentwicklung des internationalen Jugendaustauschs (IJA) des Bundesministerium

Aktuelles

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat nun die im Januar veröffentlichten „Covid-19-Regelungen 2021 - 2022 zur Sicherung und Weiterentwicklung des internationalen ... Weiterlesen …

IJAB e.V. Aufruf zur Interessenbekundung zu Fachkräfteinitiative.International

Aktuelles

IJAB lädt in Kooperation mit dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim interessierte Träger der Kinder- und Jugendhilfe herzlich ... Weiterlesen …

Bild: pixabay

Umfrage zur Förderung digitaler Formate der Europäischen Jugendarbeit

Aktuelles

Sollen die Fördersätze von Erasmus + für physische Mobilitätsprojekte im vollem Umfang auch für digitale Formate gesichert werden? Um dieses Anliegend der Europäischen ... Weiterlesen …

Lassen sich internationale Erfahrungen zu Hause sammeln? IJAB hat internationale Partner gefragt

Aktuelles

In der Coronakrise haben viele internationale Partner Erfahrungen mit digitalen Formaten gesammelt. Ihre Einschätzungen dazu reichen von pragmatisch bis prophetisch. In einem Punkt sind sie sich jedoch ... Weiterlesen …

Navigieren mit dem Europakompass

Aktuelles

Hilfestellung bei Fragen rund um das Thema Europa bietet ab sofort der Europakompass. Nach Themengebieten sortiert bietet er eine übersichtliche Plattform mit weiterführenden Links zu den jeweils ... Weiterlesen …

Internationalen Austausch bekannter machen

Aktuelles

Junge Menschen für den internationalen Austausch begeistern und ihnen ihre Möglichkeiten aufzeigen, das soll die Jugendkampagne BRAVEL, ein Projekt von IJAB Fachstelle für Internationale Jugendarbeit ... Weiterlesen …