VISION:INKLUSION eine Strategie zur Teilhabe und Inklusiven Jugendarbeit auf hohem Niveau!

Kick off Veranstaltung von Vision-Inklusion

Hinter VISION:INKLUSION steht vor allem die Absicht, Internationale Jugendarbeit wirklich allen jungen Menschen zu ermöglichen, gezielte und qualifizierte Maßnahmen für die Inklusion von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen zu planen, zu begleiten und  Partnerschaften auf lokaler und internationaler Ebene zu ermöglichen. Wie wichtig dieses Projekt ist, zeigt sich durch die Anwesenheit von der IJAB e.V. Direktorin Frau Maria Luise Dreber und der parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks.

In Ihrem Grußwort betont Frau Dreber, wie entscheidend die UN-Behindertenrechtskonvention für die Anerkennung, Würdigung und schließlich für die Übernahme gesamtgesellschaftlicher Verantwortung in Bezug auf Menschen mit Beeinträchtigung gewesen ist. Die Ratifizierung der UN Konvention 2009 in Deutschland stellte die gesellschaftliche Grundlage für die nationale Umsetzung dar und ermöglichte einen Paradigmenwechsel: Menschen mit Behinderung sind nicht länger Klienten der Fürsorge, sondern Subjekte mit Rechten und mit dem Anspruch auf eine aktive Mitgliedschaft in der Gesellschaft. Die Beeinträchtigung kommt in der Wechselwirkung mit dem sozialen System zustande, also durch verschiedene Barrieren in der physischen Umwelt oder durch die Haltung anderer Menschen. Die Menschen an sich sind nicht „per se“ beeinträchtigt, sondern die Gesellschaft  ist in der Pflicht, bestehende Barrieren, also Verhinderungen zur Teilhabe, zu beseitigen.

Frau Dreber hob hervor, dass die 2016 beschlossenen Aktionspläne 2.0 der Bundesregierung sich vorwiegend auf die Orte der formalen Bildung beziehen, es fehlt bis heute der Hinweis auf die Möglichkeiten zur Inklusion durch die Bereiche und Angebote der nicht-formalen und informellen Bildung. Hier sieht Frau Dreber eine bis hierher verpasste Chance für eine umfassende und reale Umsetzung des Paradigmenwechsels.

Als zentraler, aktueller Entwicklungsbedarf wurden folgende Elemente beleuchtet:

  • Herausforderung der IJA für inklusive Projekte in der Praxis wahrnehmen
  • Gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen schaffen
  • Vorstellungen und Bilder zu Behinderung, Normalität und Inklusion an den Paradigmenwechsel anpassen
  • Inklusionsstrategie im internationalen Rahmen fördern und internationale Konzepte zur Qualifizierung von Einrichtungen und Fachkräften weiterentwickeln
  • Bei der Umsetzung der geförderten Maßnahmen darf Behinderung nicht länger Ausschlusskriterium sein.
  • Es gilt künftig, nicht nur Diversität anzuerkennen, sondern Beteiligung und Akzeptanz für das eigene Anderssein und Emanzipation von gesellschaftlichen Zwängen zu ermöglichen und Berührungsängste abzubauen.

Die Kick off Veranstaltung zu VISION:INKLUSION soll als Grundlage für die Weiterentwicklung internationaler und nationaler Erfahrungen dienen und gute Beispiele für Inspiration und Motivation präsentieren.

Der aussagekräftige Beitrag von der Staatssekretärin Frau Caren Marks fokussierte den Aspekt der Menschenrechte der EU Konvention: Wenn Menschen die eigenen Rechte nicht kennen, können sie diese auch nicht einfordern. In der Welt gibt es 650.000.000 Menschen mit Behinderung, dabei haben lediglich 45 Staaten gesetzliche Grundlagen für deren Partizipation und für den Abbau von Barrieren geschaffen. Gleichwohl ist die Zivilgesellschaft gefordert, dabei mitzuwirken. Die Rolle der Politik sei es, die EU Konvention mit Leben zu füllen, durch:

  • gewährleistete Barrierefreiheit
  • die Förderung persönlicher, individueller Mobilität
  • die Verankerung von Bildung, Beschäftigung und Teilhabe in der (politischen) Gesellschaft und
  • durch Institutionalisierung von Gleichberechtigung und Antidiskriminierung.

Die Internationale Jugendarbeit hat somit einen klaren inklusiven Bildungsauftrag, den es einzulösen gilt: Alle jungen Menschen sind zu unterstützen und ihre Mobilität zu ermöglichen. VISION:INKLUSION schlägt allerdings keine konkrete Strategie vor. Es geht prinzipiell darum ein Schlaglicht auf die Thematik zu werfen und individuelle Notwendigkeiten zu berücksichtigen.

Die drei Leitziele sind kein Rezept, sondern Anhaltspunkte für eine inklusive IJA:

  • Etablierung einer inklusiven Kultur in der Internationale Jugendarbeit (d.h. auch innerhalb der Organisationen selbst)
  • Etablierung einer inklusiven Struktur (u.a. finanzielle Rahmenbedingungen schaffen, Barrieren abbauen). Dies ist ein klarer Auftrag an die Politik.
  • Etablierung einer inklusiven Praxis (selbstbestimmte Lernprozesse fördern, externe Impulse und Hinweise für die eigene Arbeit nutzen).

Ein sehr spannender Moment der Veranstaltung stellte die Keynote von Gianpaolo Griffo (Disabled People’s International - DPI) dar. In seiner Rede verwies er auf den wesentlichen Aspekt der Partizipation als Recht und Innovation. Herr Griffo skizzierte die historische Entwicklung der Definition von Behinderung und weist auf die Gefahren hin, welche die Barriere zur Teilhabe in sich bergen:“ Disabled people become poorer everytime they meet barriers“. Der erste Schritt besteht notwendigerweise darin, Menschen zu befähigen (Empowerment) indem individuelle, soziale und politische Verarmungsgrundlagen beseitigt werden, erst dann kann ein positives Bewusstsein entwickelt werden, das die Befähigung fördert. „The positive awareness of limit can produce empowerment!“ Herr Griffo fordert einen Wechsel im Wohlfahrtssystem: weg vom sozialen Schutz der Benachteiligten hin zu deren sozialer Inklusion.

Die Veranstaltung war so angelegt, dass flankierend zu den Inputs auch eine Gruppenarbeitsphase die Ressourcen im Raum mobilisieren sollte. Die moderierte Zusammenarbeit betraf drei Elemente von VISION:INKLUSION:

  • Kriterien der inklusiven Internationalen Jugendarbeit
  • Qualifizierung und Training / Capacity Building
  • Aufbau und Pflege von Partnerschaften

Nach der Gruppenarbeitsphase wurden die Ergebnisse im Plenum vorgetragen

Die Zusammenarbeit zwischen interessierten Trägern und IJAB e.V. bzw. dem Team von Vision:Inklusion soll über den Zeitraum 2019-2020 durch digitale Netzwerke und verschiedene Veranstaltungen weitergeführt werden.

Sächsische Träger der Jugendarbeit, die ihre Aktivitäten inklusiv gestalten und die internationale Perspektive entweder erkunden oder ausbauen möchten, können sich beim Uferlos Team melden um Kontakte zu erhalten und an dem Netzwerk mitzuwirken. 

Auf dem Uferlos Webportal wird regelmäßig über Aktivitäten und Fortschritte von VISION:INKLUSION berichtet.

Stay tuned!

Offizielle Homepage des Projekts: https://www.vision-inklusion.de/de/

VISION:INKLUSION bei IJAB e.V.: https://www.ijab.de/was-wir-tun/weiterentwicklung/vision-inklusion/vision-inklusion/a/show/inklusive-angebote-in-der-internationalen-jugendarbeit-staerken/

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